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Die Zwölften - Spuk- und Orakelzeit im Alpenraum

Die Zwölften. Das sind die zwölf, oder, wenn man den Weihnachtstag dazuzählt, dreizehn Tage und Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. In ganz Europa gelten sie als Spukzeit in der die Seelen der Verstorbenen in mannigfacher Gestalt auftreten. In der Zentralschweiz erscheint der wilde Türst. Das ist der Zug der Toten, der ins Jenseits braust und je häufiger er auftritt, desto fruchtbarer wird das kommende Jahr. In dieser Zeit machen sich die Hausgeister besonders häufig bemerkbar. Um sie zu besänftigen, opfert man ihnen und den umherziehenden Seelenscharen Speisen. Die Zwölften sind an manchen Orten auch die Tage, an denen Werwölfe in grosser Zahl auftreten. Das hat vielleicht damit zu tun, dass in früheren Zeiten, wenn in der Mitte des Winters die Höhenzüge vereist und die Wälder verschneit waren, die Wölfe bis in die Siedlungen vordrangen.
Bis heute gelten in der Innerschweiz die Zwölften als Lostage. Aus dem Verlauf der einzelnen Tage deutet man das Wetter für das kommende Jahr. Der verstorbene Luzerner Feldmauser Hans Kurmann notierte dazu die Witterung jedes einzelnen der zwölf Tage. Jeder Tag repräsentierte dabei einen Monat des kommenden Jahres, beginnend mit dem Weihnachtstag, der für den Januar stand. An anderen Orten sind es bestimmte Vorkommnisse und Zeichen, aus denen das Volk über zu erwartendes Glück oder Unglück Schlüsse zu ziehen versucht.
In neuerer Zeit werden die Zwölften oft mit den Rauhnächten verwechselt oder mit diesen gleichgesetzt. Ursprünglich aber gab es nur vier Rauhnächte, nämlich der Vorabend von St. Thomas (21. Dezember), die Christnacht, Silvester und die Nacht auf den Dreikönigstag (6. Januar).

Literatur:
Lussi, Kurt: Im Reich der Geister und tanzenden Hexen. Jenseitsvorstellungen, Dämonen und Zauberglaube. Aarau 2002 (S. 34-50; 99).
Lussi, Kurt: Der Feldmauser, in: Paul Hugger (Hrsg.): Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde, Reihe „Altes Handwerk“, Heft 60. Basel 1993.
Lussi, Kurt: Je kürzer die Tage, desto böser die Dämonen. Winterliche Masken- und Lärmbräuche in der Zentralschweiz, in: Luzerner Tagblatt vom 15.11.1990. Luzern 1990.
Lussi, Kurt: Luzerner Wölfe und Werwölfe, in: Heimatkunde des Wiggertals, Heft 48. Willisau 1990, S. 59-9.


 


Die dunkelsten Tage des Jahres gelten in ganz Europa als als Spuk- und Orakelzeit. In Häusern und an Wegkreuzungen treten die Seelen unruhig Verstorbener auf und durch die verschneiten Wälder ziehen Dämonen und Werwölfe. (Bild Kurt Lussi)
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