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Transsylvanisches Begräbnis

Im gesamten Balkanraum befolgt man bei der Bestattung eines Verstorbenen von der Tradition vorgeschriebene Regeln. Eine besondere Bedeutung hat die Waschung der Leiche. Sie dient nicht nur der Reinigung des Körpers, sondern man bezweckt damit auch die Sündentilgung: Mit Wasser und Seife sollten die am Körper noch anhaftenden Sünden abgewaschen werden. Danach zieht man dem Toten neue Kleider an, damit er auf seiner Wanderschaft ins Jenseits gerüstet ist und in sauberer Aufmachung vor den Allmächtigen treten kann.Dem Toten gab man bis in die neueste Zeit Dinge mit ins Grab, die seine Wiederkehr als Vampir verhindern sollten. Dazu gehörten Münzen. Mit diesen entlohnte er den Fährmann, der ihn über den Totenfluss setzte, der das Diesseits vom Jenseits trennt. Als Wegzehrung für senen Gang ins Reich der Schatten legte man ihm an einigen Orten Brot, Obst, Käse und Fleisch in den Sarg (Busbeque, Jagodina, 1564), manchmal auch Wein und Schnaps.
Besonders wichtig waren die Klagelieder, die von eigens dafür engagierten Klageweibern gesungen wurden. Diese Frauen achteten streng darauf, dass ihre Trauerbezeugungen nicht ausuferten, denn man glaubte, eine übermässige Trauer würde die Sehnsucht des Toten nach den Lebenden wecken und damit seiner ewigen Ruhe im Wege stehen.Damit der Tote nicht als unliebsamer Wiedergänger oder Vampir zu den Lebenden zurückkehrt, streut man ihm sicherheitshalber noch heute Mohnsamen in den Sarg. Mit dem Brauch verbindet sich der Glaube, wonach der Verstorbene erst die Samen zählen muss, bevor er als Untoter sein Grab verlassen und zu den Lebenden zurückkehren kann (was ihm vor der Morgendämmerung nie gelingt).
Apotropäischen Charakter haben auf dem Bild aus Lăzarea vielleicht auch die auf dem Sarg aufgemalten weissen Kreuze. Sie sollten den Toten wohl am Verlassen des Grabes hindern. Einen möglichen Beleg dafür finden wir in einem aus der Krajina (Serbien) überlieferten Brauch: Um einem allfälligen Vampir den Zutritt zu Haus und Hof zu verwehren, malte man schwarze Pechkreuze auf die Eingangstüren.

Literatur:

Kreuter, Peter Mario: Der Vampirglaube in Südosteuropa: Studien zur Genese, Bedeutung und Funktion – Rumänien und der Balkanraum. Berlin 2001.
Schneeweis, Edmund: Serbokroatische Volkskunde. Berlin 1961



Leichenfeier in Lăzarea, einem vorwiegend von ungarischen Szeklern bewohnten Dorf im Osten von Transsylvanien. Im Hintergrund der mit weissen Kreuzen bemalte (noch leere) Sarg, den vielleicht die beiden Männer links im Bild gebracht haben. In der Mitte und rechts Familienangehörige und Klageweiber, die im Auftrag der Angehörigen die traditionellen Klagelieder singen. 1918 datierte Fotografie eines deutschen oder österreichischen Soldaten. (Bis 1918 gehörte Transsylvanien zum Königreich Ungarn und damit zur österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie.) (Sammlung Kurt Lussi)
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