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Brachte der Fluch einer Mumie die Titanic zum Sinken?

Das wohl mysteriöseste Objekt Im ägyptischen Raum des Britischen Museums in London ist die "Unlucky Mummy", die Unglück bringende Mumie mit der  Inventarnummer EA22542. Von diesem Gegenstand, der 1889 dem Museum geschenkt wurde, soll ein Fluch ausgehen: Der Überlieferung nach sollen von den vier Männern die ihn in den 1860er oder 1870er Jahren nach England brachten, zwei plötzlich verstorben sein. Einem musste ein Arm amputiert werden und der vierte, der Käufer, ging kurz nach seiner Rückkehr Bankrott. Schliesslich übergab Arthur F. Wheeler, der letzte Besitzer, die "Unlucky Mummy" dem Britischen Museum. Dieses soll das altägyptische Artefakt einem amerikanischen Millionär verkauft haben der es mit auf die Titanic nahm. Prompt sank das Schiff in den frühen Morgenstunden des 15. April 1912. Irgendwie wurde die "Unlucky Mummy"gerettet und zurück ins Britische Museum gebracht.
Soweit die wichtigsten Legenden, die sich mit diesem Gegenstand verknüpfen. Weniger spektakulär sind die Fakten. Zum einen ist der Name "Unlucky Mummy" irreführend. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um eine Mumie, sondern um einen Sarkophagdeckel auf dem eine vornehme Frau in den Bandagen einer Mumie dargestellt ist. Aufgrund der Art der Malerei datiert ihn das Britische Museum in die Zeit um 950 v. Chr. (21. Dynastie). Nicht belegbar ist die verbreitete Meinung wonach dieses Artefakt einst zum Sarkophag einer thebäischen Amun-Priesterin gehörte. Unklar ist auch, ob es wirklich aus der Tempelstadt Theben stammt. Der aufgemalte Name des Pharaos Amenhotep I lässt dies jedoch vermuten, denn zusammen mit seiner Mutter wurde er in Theben als lokale Schutzgottheit und König der Toten verehrt. Nachgewiesen ist hingegen, dass der Sarkophagdeckel nicht auf der Titanic war. Zum Zeitpunkt des Untergangs befand er sich im Britischen Museum.
Doch wie immer bei rationalen Erklärungen: Es bleibt ein Rest Ungewissheit. Haben Flüche des alten Ägypten vielleicht eine magische Kraft, die uns verborgen ist? Und wenn ja, kann ein Fluch auch ohne physische Präsenz des Objektes, von dem er ausgeht, wirksam werden? Gemäss W. T. Stead, dem viktorianischen Starjournalisten seiner Zeit, soll der Fluch nicht nur jenen Verderben oder den Tod bringen, welche im Besitz des Sarkophagdeckels sind oder sich in seiner Nähe befinden. Im Gegenteil, auch wer bloss von der "Unlucky Mummy" spreche oder über sie schreibe, soll – wie der Journalist und Autor Bertram Fletcher Robinson (1870-1907) – der Rache der Amun-Priesterin verfallen sein. Störend dabei ist, dass der überzeugte Okkultist Stead offenbar überzeugt war, er sei von diesem Fluch ausgenommen. Dennam späten Abend des 14. April 1912 gab er nämlich auf der Titanic einer Herrenrunde die eingangs dargelegten Legenden zum Besten. Nur Minuten, nachdem er geendet hatte, rammte der Ozeandampfer einen gewaltigen Eisberg. Dabei wurden die steuerbordseitigen Stahlplatten eingedrückt, worauf das Schiff binnen weniger Stunden sank. Von den Herren dieser Runde überlebte keiner. Dass Stead die Geschichte kurz vor dem Untergang erzählte wissen wir von einem Überlebenden, der die Story mitbekam und sie der New Yorker Zeitung "The World" zutrug. Sie wurde später auch von anderen Zeitungen wie zum Beispiel der "Washington Post" aufgegriffen.
Vielleicht liegt hier der Ursprung der Legende wonach der Fluch der "Unlucky Mummy" das Schicksal der Titanic besiegelte. Es ist gut möglich, dass sich der betreffende Passagier wichtig machen wollte indem er einige zufällig aufgeschnappte Wortfetzen mit dem ergänzte, was zuvor schon in vielen Zeitungsartikeln zu lesen war (siehe den unten zitierten Zeitungsartikel. "A Priestess of Death").

Literatur:
Luckhurst, Roger: The Mummy's Curse: The true history of a dark fantasy. Oxford 2012.
Mowbray, Jay Henry: Sinking of The “Titanic”. Thrilling Stories Told by Survivors. Harrisburg (PA) 1912.

Zeitungen (Auswahl):

A Priestess of Death. Weird Story of an Egyptian Coffin
, in: “Manawatu Standard”. Ausgabe vom 30. Juli 1904.
Ghost of the Titanic: Vengeance of Hoodoo Mummy Followed Man Who Wrote Its History, in: “The Washington Post”. Ausgabe vom 12. Mai 1912.
Titanic Sinks, 1500 Die, in: “The Boston Daily Globe”. Ausgabe vom 16. April 1912.


Oben: die “Unlucky Mummy” in der ägyptischen Abteilung des Britischen Museums (Standort G62/dc21). Unten: die Titanic inmitten von Eisbergen. 1912 zur Erinnerung an den Untergang gedruckte Postkarte. (Bilder Kurt Lussi)
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