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Zombies in Haiti

Das Wort zombie stammt ursprünglich aus Westafrika. Erst mit den Sklavenschiffen wanderte es im 17. und 18. Jh. in die Karibik und später in den Süden der USA. Zombie ist abgeleitet von nsambi. Im Kikongo, einer in Westafrika verbreiteten Bantusprache, heisst nsambi so viel wie „Gott“ oder „Ahnengeist“. Durch Filme wie "White Zombie"(1932) oder die Fernsehserie "The Walking Dead" (seit 2010) wurde Zombie in den letzten Jahrzehnten entgegen den ethnologischen Tatsachen immer mehr zum Inbegriff für lebende Tote, die ein meist entstelltes, Furcht erregendes Aussehen haben und den Lebenden gegenüber gewalttätig werden.
Schrecklicher, als dies je ein Film zeigen kann, ist das Schicksal der echten Zombies. In Haiti geschieht die Verwandlung in einen Zombie durch die heimliche Verabreichung eines psychoaktiven Kombipräparats, das zur Hauptsache aus der Haut oder den Innereien von Kugel- oder Igelfischen (Sphoeriodes spp.; Diodon spp.), der mit Giftdrüsen besetzten Haut der Aga Kröte (Bufo marinus L.), Stechapfel (Datura stramonium L.) und Leichenteilen besteht. Die Verabreichung einer Zombie-Mischung, deren genaue Zusammensezung nur eingeweihte Voodoo-Priester kennen, versetzt das Opfer in einen scheintoten Zustand. Es "stirbt" innert kürzester Zeit und wird danach beerdigt.  
Nach der Bestattung wird der scheinbar Tote exhumiert und von einem meist nicht initiierten Voodoopriester (kréol. bokor), der sowohl als Heiler, als auch als Schwarzmagier tätig sein kann, durch die Verabreichung eines Gegenmittels wieder zum Leben erweckt.
Die Wiedererweckung ist jedoch nur zu einem Teil möglich: Die psychoaktiven Substanzen (Kugel- und Igelfische enthalten das hochwirksame Tetrodotoxin; die Haut der Aga Kröte enthält u. a. DMT und Bufotenin) sowie der Sauerstoffmangel im Grab bewirken eine dauernde Schädigung des Gehirns, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Als Folge davon ist das wieder zum Leben erweckte Opfer ein willenloses und seiner Seele beraubtes Wesen, ein „lebender Toter“, über den der bokor nach Belieben verfügen kann.
In Haiti werden zudem umherirrende, psychisch kranke oder debile Menschen oft als Zombies bezeichnet bzw. mit diesen verwechselt.
Motive für die Verwandlung in einen Zombie sind meist Rache oder dann Bestrafung für Vergehen, welche die staatliche Justiz mangels Beweisen nicht ahnden kann oder aufgrund der weit verbreiteten Korruption und Günstlingswirtschaft nicht ahnden will.

Literatur:
DAVIS, Wade: Passage of Darkness. The Ethnobiology of the Haitian Zombie. Chapel Hill & London 1988 (The University of North Carolina Press).


Ein bokor (links) und sein Gehilfe mit den Zutaten zu einer Mixtur, mit der man einen Menchen in einen Zombie verwandeln kann. (Originales Pressefoto von Wade Davis, um 1955. Sammlung Kurt Lussi)
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