Das Schöllkraut - eine alte Zauberpflanze
Von besonderer Kraft erfüllt ist das bei uns auf Schutthalden und an Wegrändern wachsende Schöllkraut (Chelidonium majus). Die frische Pflanze enthält einen orange-gelben Milchsaft, mit dem man früher Warzen vertrieb. Vielfach genügte es jedoch nicht, den Saft auf die betreffende Stelle zu träufeln, sondern es mussten bestimmte Regeln befolgt werden: Nach dem Volksglauben der Tiroler hatte die Behandlung bei abnehmendem Mond zu geschehen. Im Aargau war es Vorschrift, dass das Schöllkraut auf einem Friedhof gewachsen sein musste.
All das hat wohl mit dem Glauben zu tun, wonach der sich zurückbildende Mond beziehungsweise die fortschreitende Verwesung der Leiche auch einen Rückgang der Warzen zur Folge habe. Darauf geht wohl auch der in Mittelfranken verbreitete Glaube zurück, man müsse den Saft des Schöllkrauts während einer Beerdigung auf die Warzen träufeln.