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Hier finden Sie nach Stichworten geordnet Definitionen und kurze Artikel zu ausgewählten Themen des europäischen Volksglaubens und der Volksmedizin. Die Reihe wird laufend erweitert.

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Magische Rituale mit Friedhofserde

Der Friedhof ist nicht nur die Ruhestätte der Toten, sondern auch ein Ort des grossen Zaubers. Friedhöfe, Friedhofserde und die dort wachsenden Pflanzen haben daher eine grosse heilende Kraft: Zum Blutstillen nimmt man im Badischen Moos, das von einer Friedhofsmauer stammt. Im Kanton Aargau bringt man Warzen zum Verschwinden, indem man darauf den Saft eines Schöllkrauts träufelt, das auf dem Friedhof gewachsen ist. Ähnliches gilt auch für die Friedhofserde. Gegen Ausschlag und Abzehrung gab man Erde von einem frischen Grab ins Badewasser und schüttete dieses nachher auf den Friedhof. Um sich vor Fieber zu schützen nahm man von drei Gräbern etwas Erde, gab diese in ein Beutelchen und hing es so an den Rockknopf, dass man es auf dem Heimweg verlor. Mit dem Verlust des Beutelchens verschwand auch das Fieber. All das hat wenig mit den Toten zu tun, sondern mit der Übertragung eines Übels auf den Kirchhof: So, wie der Mensch in seinem Grab zu Staub zerfällt, soll auch die Krankheit vergehen.
In der Volksmagie des amerikanischen Südens spielt Friedhofserde (engl. graveyard dirt oder graveyard dust) noch immer eine zentrale Rolle. Das zeigt ein Besuch in einem der zahlreichen botanicals oder curio shops, die New Orleans wie ein Netz magisch-religiöser Bezugspunkte überziehen. Für wenige Dollars erhält man eine Tüte Friedhofserde mitsamt einer Anleitung. Wer die Erde selbst besorgen will, sollte als Opfer für die Toten eine silberne 10 Cents-Münze (silverdime) hinterlegen und dazu ein Gebet sprechen.
Friedhofserde wird vor allem im Schadenzauber verwendet. Will man zum Beispiel jemandem eine Krankheit anzuzaubern, nimmt man graveyard dirt, chimney soot (Kaminruss) und sulphur (Schwefel). Die Mischung wird zuammen mit neun Nadeln in eine Schachtel oder eine Flasche gefüllt. Das Ganze vergräbt man unter der Türschwelle des Opfers oder auf dem Weg, den es gewöhnlich nimmt.


Friedhofserde (graveyard dirt) der Lucky Mojo Curio Co. (Bild und Sammlung Kurt Lussi)
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